Johann Christoph Friedrich von Schiller

Johann Christoph Friedrich von Schiller (* 10. November 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg; † 9. Mai 1805 in Weimar, Sachsen-Weimar), 1802 geadelt, war ein deutschsprachiger Dichter, Philosoph und Historiker. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker. Viele seiner Theaterstücke gehören zum Standardrepertoire der deutschsprachigen Theater. Auch als Lyriker war er erfolgreich: Seine Gedankenlyrik wurde exemplarisch, seine Balladen zählen zu den beliebtesten deutschen Gedichten. Schiller gehört mit Wieland, Goethe und Herder zum Viergestirn der Weimarer Klassik.

Herkunft, Ausbildung und erste Erfolge

Elternhaus und Schule

Schillers Geburtshaus in Marbach am Neckar. Friedrich Schiller wurde als zweites Kind des Offiziers und Wundarztes Johann Caspar Schiller und Elisabeth Dorothea Schiller, geb. Kodweiß, 1759 in Marbach am Neckar geboren. Friedrich war der einzige Sohn neben fünf Schwestern. Da der Vater eine Anstellung als Werbeoffizier bekam, siedelte die Familie 1763 nach Lorch über. Kurz nachdem 1766 Friedrichs Schwester Luise geboren worden war, zog die Familie nach Ludwigsburg. Im selben Jahr trat Friedrich in die dortige Lateinschule ein. Bereits mit dreizehn Jahren verfasste er die nicht erhaltenen Theaterstücke Absalon und Die Christen.

Auf herzoglichen Befehl und gegen den Willen der Eltern musste Schiller 1773 in die Militärakademie Karlsschule (damals im Schloss Solitude bei Stuttgart) eintreten. Schiller begann zunächst ein Rechtsstudium. Die Zöglinge wurden militärisch gedrillt, was dazu beigetragen haben mag, dass er noch mit fünfzehn Jahren Bettnässer war; zweimal wurde er deswegen hart bestraft. Schiller schnupfte heimlich Tabak und las zusammen mit seinen Kameraden verbotene Schriften.

Medizinstudium

Schiller als Regimentarzt, 1781/1782. Gemälde von Philipp Friedrich Hetsch

Schiller besuchte die Karlsschule

SchillerDie Akademie wurde 1775 von Schloss Solitude in die Innenstadt von Stuttgart verlegt. Schiller wechselte das Studienfach und wandte sich der Medizin zu. Während dieser Zeit fesselten ihn die Werke der Dichter des Sturm und Drang und die Gedichte Klopstocks. Im selben Jahr verfasste er das nicht mehr erhaltene Drama Der Student von Nassau. 1776 erschien sein erstes gedrucktes Gedicht Der Abend. Schiller studierte die Werke Plutarchs, Shakespeares, Voltaires, Rousseaus und Goethes. Ebenfalls 1776 begann er die Arbeit an dem freiheitlichen Theaterstück Die Räuber. 1779 bestand er die ersten medizinischen Examina und bat um die Entlassung als Militärarzt. Sie wurde ihm aber erst nach dem Abschluss der Dissertation Versuch über den Zusammenhang der thierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen 1780 gewährt. Inhaltlich reflektierte er darin den anthropologisch begründbaren Zusammenhang zwischen der entstehenden „Erfahrungsseelenkunde“ und einer somatisch orientierten „Arzneiwissenschaft“, weswegen er den zeitgenössischen „philosophischen Ärzten“ zugerechnet wird und bereits auf seine spätere Entwicklung hinweist.

Theaterstück Die Räuber
Skizze von Viktor von Heideloff: „Schiller liest die Räuber im Bopserwald“. Schillerdenkmal von Reinhold Begas auf dem Gendarmenmarkt in Berlin. 1781 vollendete Schiller das Theaterstück Die Räuber, das noch im selben Jahr anonym gedruckt wurde. Auf der Festung Hohenasperg traf er zum ersten Mal auf den dort eingekerkerten Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart. Am 13. Januar 1782 wurden Die Räuber vom Mannheimer Theater unter der Intendanz Wolfgang Heribert von Dalbergs erfolgreich uraufgeführt. Jubelstürme entfachte das Stück insbesondere beim jugendlichen Publikum. Auch Schiller war trotz des herzoglichen Verbots mit seinem Freund Andreas Streicher bei der Uraufführung anwesend. Herzog Carl Eugen warf den unbotmäßigen Dichter darauf vierzehn Tage lang ins Gefängnis und untersagte ihm bis auf Weiteres, Komödien „und dergleichen Zeugs“ zu schreiben. Freiheitsbegeisterte Jugendliche gründeten in den folgenden Monaten in Süddeutschland viele „Räuberbanden“.

Flucht aus Stuttgart

In der Nacht vom 22. auf den 23. September 1782 floh Schiller mit Andreas Streicher aus Stuttgart und reiste abermals nach Mannheim, wo er Dalberg sein neues Drama Die Verschwörung des Fiesco zu Genua vorlegte. Es folgten Reisen nach Frankfurt am Main, Oggersheim und Bauerbach (Thüringen). Schillers Freund Streicher schilderte die Flucht in dem Buch Schillers Flucht von Stuttgart und Aufenthalt in Mannheim von 1782 bis 1785. Anfang 1782 erschien die Anthologie auf das Jahr 1782 mit 83, meist von Schiller verfassten Gedichten.

Unsichere Jahre 1783–1789

SchillerdenkmalDurch die Vermittlung seines Studienfreundes Wilhelm von Wolzogen (der 1794 Caroline von Lengefeld heiratete) bekam Schiller im Dezember 1782 Asyl in Bauerbach bei dessen Mutter Henriette von Wolzogen. In der nahe gelegenen Residenzstadt Meiningen lernte er bei seinen Besuchen in der Hofbibliothek des Herzoghauses den Bibliothekar Reinwald kennen, der ihn mit Arbeitsmaterial versorgte und später Schillers Schwester Christophine heiratete. In Bauerbach vollendete er die Arbeit an Luise Millerin – so der ursprüngliche Titel – und begann mit dem Stück Don Karlos.

Auf Einladung des Theaterintendanten Dalberg kehrte er im Juli 1783 nach Mannheim zurück und trat dort im September die Stelle eines Theaterdichters an. Dort erkrankte er im September 1783 am „Nervenfieber“ (Malaria), das im damals noch sumpfigen Rheintal heimisch war. In Mannheim lernte er auch Charlotte von Kalb kennen. Im Januar 1784 wurde der Fiesco, im April 1784 die Luise Millerin, die von August Wilhelm Iffland in Kabale und Liebe umbenannt worden war, uraufgeführt. Vor der Kurpfälzischen deutschen Gesellschaft in Mannheim hielt er im Juni 1784 die Vorlesung Was kann eine gute stehende Schaubühne eigentlich wirken?. Im Dezember 1784 erhielt er von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar den Titel eines Weimarischen Rates. Carl August war zuvor am Darmstädter Hof bei einer Lesung Schillers des Ersten Aufzuges aus Don Karlos anwesend, die durch die Vermittlung von Charlotte von Kalb zustande gekommen war. Nach einem Jahr als Theaterdichter in Mannheim ließ Dalberg Schiller fallen und erneuerte seinen Vertrag nicht, was dazu führte, dass Schiller sich hoch verschuldete und fast im Schuldturm landete.

Im April 1785 reiste Schiller nach Leipzig zu Christian Gottfried Körner, der ihm aus der finanziellen Notlage half. Die Bekanntschaft mit Körner, der von 1812 bis 1816 eine Gesamtausgabe von Schillers Werken herausgab, war durch einen nicht unterzeichneten Brief im Juni 1784 entstanden. Körner und sein Freund Ludwig Ferdinand Huber waren mit den Töchtern Minna und Dora Stock des Leipziger Kupferstechers Johann Michael Stock (1737–1773) liiert und für diese unstandesgemäße Verbindung von ihren großbürgerlich-autoritären Vätern kritisiert worden. Deshalb konnten sich die beiden Brautpaare insbesondere mit der Darstellung der nicht standesgemäßen Beziehung in Schillers Drama Kabale und Liebe identifizieren und hatten in dem genannten anonymen Brief an Schiller ihre uneingeschränkte Verehrung für dessen Dramen zum Ausdruck gebracht. Schiller antwortete ein halbes Jahr später auf diesen Brief: „Ihre Briefe […] trafen mich in einer der traurigsten Stimmungen meines Herzens“ (7. Dezember 1784). Am 7. August 1785 heiratete Christian Gottfried Körner die jüngere Tochter Minna.

In einem Brief an Körner schrieb Schiller, dass Johann Christoph Bode ihn veranlassen wollte, der Freimaurerei beizutreten. Körner, der selbst Freimaurer war, riet ihm ab, da Bode ihn nur für den Illuminatenorden gewinnen wolle.
Das Schillerhäuschen in Dresden-Loschwitz auf dem Körnerschen Weinberg – hier wohnte Schiller vom 13. September 1785 bis zum Sommer 1787.

Im Sommer und Herbst 1785 entstand auf Körners Bitte im nahe gelegenen Dorf, dem heutigen Stadtteil Gohlis, und nach dem 13. September in Körners Weinberghaus in Dresden-Loschwitz die Ode an die Freude für die Tafel der Freimaurerloge Zu den drei Schwertern in Dresden. Während seines Aufenthaltes in Loschwitz lernte Schiller im gegenüber der Elbe gelegenen Dorf Blasewitz in einem Schankgut (heute Schillergarten) die Tochter des Gastwirts, Johanne Justine Segedin, kennen, die er später 1797 in Wallensteins Lager als „Gustel von Blasewitz“ (5. Auftritt, Ausruf des ersten Jägers) verewigte. 1786 erschien in der zweiten Ausgabe der Zeitschrift Thalia die Erzählung Verbrecher aus Infamie. Eine wahre Geschichte, die später unter dem Titel Der Verbrecher aus verlorener Ehre veröffentlicht wurde. In der Zeit vom 17. April bis 21. Mai 1787 weilte Schiller in Tharandt bei Dresden und vollendete dort im Gasthof zum Hirsch (heute: Schillereck) seinen Don Karlos.

Am 21. Juli 1787 reiste Schiller nach Weimar und machte dort die Bekanntschaft von Herder, Wieland und dem ersten Kantianer Carl Leonhard Reinhold, der Schiller davon überzeugte, sein Kant-Studium mit Kants Schriften aus der Berlinischen Monatsschrift zu beginnen. Während einer Reise durch Rudolstadt lernte er Charlotte von Lengefeld und deren Schwester Caroline kennen, die unter ihrem Ehenamen Caroline von Wolzogen bekannt wurde, nachdem sie zunächst anonym in Schillers Zeitschrift Die Horen den Roman Agnes von Lilien veröffentlicht hatte, der zeitweise sogar Schiller zugeschrieben wurde. Das Drama Don Karlos wurde im selben Jahr gedruckt und sogleich aufgeführt. Nachdem Goethe 1788 von seiner Italienreise zurückgekehrt war, trafen sich beide am 7. September zum ersten Mal im Garten der Familie Lengefeld in Rudolstadt, ohne großes Interesse füreinander zu entwickeln. Don Karlos (damals noch als Dom Karlos), Titelblatt und Frontispiz des Erstdruckes, 1787. Schiller beendete die Arbeiten am ersten und einzigen Band der Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande von der spanischen Regierung über den Achtzigjährigen Krieg und an den zwölf Briefen über Don Karlos.

Noch im zehnten Brief über Don Karlos schrieb Schiller 1787, dass er weder Illuminat noch Freimaurer sei. Schillers Urenkel Alexander von Gleichen-Rußwurm gab jedoch an, Wilhelm Heinrich Karl von Gleichen-Rußwurm habe den Schriftsteller der Rudolstädter Freimaurerloge Günther zum stehenden Löwen zugeführt. In ihr wurde übrigens auch Johann Gottlieb Fichte 1794 Mitglied. 1829 beklagten sich zwei Freimaurer aus Rudolstadt über die Auflösung der Loge, in der schließlich sogar Schiller aufgenommen worden sei. Urkunden zu Schillers Mitgliedschaft sind hingegen nicht gefunden worden.

Wirtschaftliche Konsolidierung seiner Lebensverhältnisse 1789–1799

Im Jahr 1789 nahm Schiller eine Professur in Jena an – entgegen seinen Hoffnungen ohne Gehalt – und lehrte dort als Historiker, obgleich er Professor der Philosophie war. Qualifiziert hatte er sich insbesondere mit seiner Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande. Beliebt, wie er vor allem durch Die Räuber war, löste die Nachricht der Lehrtätigkeit Schillers in Jena Begeisterungsstürme aus. Die Antrittsvorlesung Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? brachte den Hörsaal zum Überlaufen, und so wechselten die zahllosen Hörer zum größeren Saal. Die ganze Stadt war in Aufruhr.
A. Graff (um 1790): Friedrich Schiller

Im selben Jahr erschien die erste Buchausgabe des Romans Der Geisterseher, und Schiller freundete sich mit Wilhelm von Humboldt an. Am 22. Februar 1790 heiratete er Charlotte von Lengefeld in der nach ihm benannten Schillerkirche in Jena. Traupfarrer war sein Kollege, der Philosophieprofessor Carl Christian Erhard Schmid. Während eines Besuches bei seiner Schwester Christophine und Schwager Reinwald in Meiningen verlieh Herzog Georg I. 1790 Friedrich Schiller den Titel Hofrat. Vieles deutete nun auf großes berufliches und familiäres Glück hin. Doch bereits 1791 erkrankte Schiller lebensgefährlich. Am 3. Januar erlitt er einen Zusammenbruch, krampfartigen Husten und zeitweilige Ohnmachten. Zwei Wochen später, aber auch noch im Mai, folgten weitere Anfälle. Schiller war vermutlich an Tuberkulose erkrankt, von der er zeitlebens nicht mehr genas. Im Dezember desselben Jahres bot Ernst Heinrich Graf von Schimmelmann zusammen mit Friedrich Christian von Augustenburg Schiller zur Erleichterung der Lebenshaltung eine jährliche Pension von 1000 Taler an, die ihm fünf Jahre lang gezahlt wurde. Begleitschreiben zur Urkunde, die Schiller 1792 zum Ehrenbürger der französischen Republik machte

Im Jahre 1792 wurde Schiller für Die Räuber neben Friedrich Gottlieb Klopstock, Johann Heinrich Campe, Johann Heinrich Pestalozzi, George Washington und Tadeusz Kościuszko zum Ehrenbürger der französischen Republik. Ursache war eher Schillers Ruf als Rebell denn sein tatsächliches Wirken. Er stand auch der französischen Revolution anfangs durchaus wohlwollend gegenüber, sah jedoch den Umschlag in die freiheits- und menschenverachtende Schreckensherrschaft der Jakobiner voraus. Schiller verabscheute dann zutiefst den Terreur, die Massenhinrichtungen im revolutionären Frankreich. Im selben Jahr vollendete er die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges; auch die Werke Neue Thalia und Über die tragische Kunst erschienen. 1793 erschien Über Anmut und Würde, und er besucht seine Eltern in Ludwigsburg.

Am 14. September wurde sein erstes Kind Karl Friedrich Ludwig geboren. 1793 lernte Schiller den Verleger Johann Friedrich Cotta kennen, der sich bereit erklärte, die Monatszeitschrift Die Horen und später den Musenalmanach herauszugeben.

Freundschaftliche Verbindung mit Goethe

Von Goethe erwirkte Schiller die Zusage, sich an den Horen zu beteiligen, und es entwickelte sich ein freundschaftlicher Briefwechsel zwischen den beiden. Im September 1794 verbrachte Schiller zwei Wochen in Goethes Haus. Er hielt dabei seinen gewohnten Tagesablauf bei, das hieß, er schlief bis mittags und arbeitete nachts. Im Wissen um Schillers Traditionsbewusstsein vertuschten Goethe und seine langjährige Lebensgefährtin Christiane Vulpius ihre „wilde Ehe“. Das Versteckspiel muss in den zwei Wochen einen ungewöhnlichen logistischen Aufwand im Hause Goethes verursacht haben. Christiane und ihr fünfjähriger Sohn August blieben im eigenen Haus unsichtbar. Schiller bezeichnete die Beziehung Goethes zur Mademoiselle Vulpius als Goethes „einzige Blöße“ und kritisierte Goethe in einem Brief für „falsche Begriffe über das häusliche Glück“. Goethe sprach von seinem „Ehestand ohne Zeremonie“. Schillers Leidenschaft für das Kartenspiel und den Tabak störte Goethe, der überhaupt auch Freunden gegenüber boshaft sein konnte (die viel kolportierte Anekdote, Schiller habe nur beim Geruch fauler Äpfel dichten können, stammt von ihm).

1795 erschien die Monatszeitschrift Die Horen zum ersten Mal. Außerdem vollendete Schiller die Abhandlung Über naive und sentimentalische Dichtung. An der Zeitschrift wirkten die berühmtesten Schriftsteller und Philosophen der Zeit mit. Dazu gehörten unter anderem Herder, Fichte, August Wilhelm Schlegel, Wilhelm und Alexander von Humboldt, Johann Heinrich Voß und Friedrich Hölderlin. 1796 starben Schillers Schwester Nanette und sein Vater. Sein zweiter Sohn Ernst Friedrich Wilhelm wurde geboren. Von 1796 bis 1800 gab Schiller die Literaturzeitschrift Musenalmanach heraus, an der u. a. Goethe, Herder, Tieck, Hölderlin und August Wilhelm Schlegel mitarbeiteten. 1797 erschienen im Musenalmanach für das Jahr 1797 die Xenien, in denen Schiller und Goethe gemeinsam literarische Missstände verspotteten.

Das Jahr 1797 wird als das „Balladenjahr“ bezeichnet, da Schiller in diesem Jahr Der Taucher, Der Handschuh, Der Ring des Polykrates, Der Gang nach dem Eisenhammer und Die Kraniche des Ibykus fertigstellte. 1798 entstanden dann die Balladen Die Bürgschaft und Der Kampf mit dem Drachen. Schiller wurde endlich die Urkunde zugestellt, die ihn zum Ehrenbürger der französischen Republik machte.

Weimarer Jahre ab 1799

Am 11. Oktober 1799 wurde seine Tochter Caroline Henriette Luise geboren, und am 3. Dezember zog er mit seiner Familie nach Weimar um, wo ihm am 16. November 1802 das Adelsdiplom überreicht wurde; er durfte sich von nun an Friedrich von Schiller nennen. Im selben Jahr verstarb seine Mutter.

In diesem Jahr vollendete Schiller den Wallenstein. Das Lied von der Glocke entstand. 1800 beendete er die Arbeit an dem Drama Maria Stuart, 1801 an der Die Jungfrau von Orléans und sein Gedicht Der Antritt des neuen Jahrhunderts erschien (Edler Freund, wo öffnet sich dem Frieden, | Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort? | Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden, | Und das neue öffnet sich mit Mord. | …).

1803 beendete Schiller seine Arbeiten an Die Braut von Messina. Am 18. Februar 1804 vollendete er den Wilhelm Tell und begann sogleich mit seinen Arbeiten am Demetrius, den er nicht mehr abschließen sollte. Am 25. Juli 1804 wurde seine Tochter Emilie Friederike Henriette geboren. Er erkrankte in dieser Zeit immer häufiger.

Tod 1805

Eine Zeitung verbreitete wenige Monate vor Schillers Tod die Falschmeldung, er sei tot. Doch im Februar 1805 erkrankte er tatsächlich sehr schwer und traf am 1. Mai zum letzten Mal mit Goethe auf dem Weg ins Theater zusammen. Noch kurz vor seinem Tod vollendete Schiller die Übersetzung von Jean Racines klassischer Tragödie Phèdre (1677).

Am 9. Mai starb Friedrich Schiller an einer vermutlich durch eine Tuberkuloseerkrankung hervorgerufenen akuten Lungenentzündung in Weimar. Wie die Obduktion ergab, war Schillers linker Lungenflügel völlig zerstört. Auch die Nieren waren fast aufgelöst. Der Herzmuskel hatte sich zurückgebildet und Milz und Galle waren stark vergrößert. Ferdinand Jagemann zeichnete Schiller auf dem Totenbett. Johann Christian Ludwig Klauer fertigte seine Totenmaske.

Schillers Gebeine wurden zunächst im Kassengewölbe auf dem Jacobsfriedhof Weimar beigesetzt. 1826 sollten sie geborgen werden. Man konnte sie allerdings nicht mehr identifizieren. Daraufhin brachte man diejenigen Gebeine, die am ehesten in Frage kamen, in die Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Im Herbst 1826 entlieh sich Goethe von dort heimlich den Schädel. Nur seinen Freund Wilhelm von Humboldt weihte er ein, der es jedoch weitererzählte. Im Anblick des Schädels schrieb Goethe das Gedicht Bei Betrachtung von Schillers Schädel. Die sterblichen Überreste wurden am 16. Dezember 1827 in die Fürstengruft auf dem neuen Weimarer Friedhof überführt, wo später auch Goethe auf eigenen Wunsch „an Schillers Seite“ bestattet wurde.

Schillers Gebeine

1911 wurde ein weiterer Schädel gefunden, welcher auch Schiller zugeschrieben wurde. Jahrelang stritt man, welcher der richtige ist. Um dies zu klären, wurde die Aktion „Der Friedrich-Schiller-Code“ im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und der Klassik Stiftung Weimar durchgeführtes groß angelegtes Forschungsprojekt, in dessen Rahmen geklärt werden sollte, ob einer der beiden als Schillerschädel ausgezeichneten Totenköpfe in der Weimarer Fürstengruft wirklich zu Schiller gehört. So kam man im Frühjahr 2008 zum Ergebnis, dass keiner der beiden Schädel Schiller zugeordnet werden kann. Aufwändige DNA-Analysen der Gebeine von Schillers Schwestern und der Vergleich dieser DNA mit der aus den Zähnen der beiden Fürstengruftschädel gewonnenen DNA brachte dies zu Tage. Zeitgleich fand eine Gesichtsrekonstruktion an dem bisher als authentisch geltenden Schädel statt. Hier konnte das vermeintliche Gesicht Schillers rekonstruiert werden. Da die von zwei unabhängigen Laboren durchgeführten DNA-Analysen jedoch in ihrem Ergebnis als eindeutig gelten, wird dem Ergebnis der Gesichtsrekonstruktion keine Beachtung geschenkt. Das bisher in Schillers Sarg befindliche Skelett wurde ebenfalls untersucht, dessen Teile können mindestens drei verschiedenen Personen zugeordnet werden; die DNA der Schillerschädel stimmt nicht mit der DNA der Skelettteile überein. Die Klassik Stiftung Weimar hat sich entschlossen, Schillers Sarg leer in der Fürstengruft zu belassen. Nach Schillers wahrem Schädel soll von Seiten der Stiftung nicht gesucht werden. Wissenschaftler der Universität Freiburg haben die Suche nach dem echten Schädel nach umfangreichen Untersuchungen der Schädel-Sammlung der Eberhard Karls Universität Tübingen ergebnislos beendet.

Verwandtschaft

Friedrich von Schiller ist über den Schultheiß Johannes Vaut und Elisabeth von Plieningen mit anderen schwäbischen Dichtern und Wissenschaftlern verwandt:

  • Friedrich Hölderlin (1770–1843)
  • Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775–1854)
  • Ludwig Uhland (1787–1862)
  • Wilhelm Hauff (1802–1827)
  • Eduard Mörike (1804–1875)
  • Friedrich Theodor Vischer (1807–1887)
  • Karl Gerok (1815–1890)
  • Gustav von Schmoller (1838–1917)[8]

Schiller als Historiker

Schillers Beschäftigung mit Geschichte ist von der Aneignung und Weiterentwicklung des ganzen Spektrums der universalhistorischen Ideen der Aufklärung gekennzeichnet, die er vor allem in seinen ästhetischen Schriften Über die ästhetische Erziehung des Menschen sowie Über naive und sentimentalische Dichtung konsequent weiterentwickelte. Die Ästhetisierung der Geschichte als Wissenschaft, die anthropologische Wende und die Hervorhebung des Menschen als Objekt der Geschichte, die Begründung der erzieherischen Funktion der Geschichte sowie die Proklamation der Methode der historischen Analogie dienten als Schlüsselelemente nicht nur für die weitere Entwicklung des historischen Denkens von Schiller in seinen historischen Werken „Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der Spanischen Regierung“ und „Geschichte des Dreißigjährigen Krieges“, sondern auch für die Entstehung seines klassischen Geschichtsdramas.

Literaturgeschichtliche Bedeutung

Schiller ist ein Zeitgenosse des Übergangs vom absolutistischen zum bürgerlichen Zeitalter und der Französischen Revolution. Da sich das Bürgertum unter dem – in Deutschland kleinstaatlichen – Absolutismus nicht politisch artikulieren konnte und durfte, wurde die Literatur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einem zentralen Medium der Steigerung des bürgerlichen Selbstbewusstseins. Das Pathos und die Empfindsamkeit in Schillers Werken bis um 1785 sind Ausdruck der Entfaltung des Menschlichen, eines Prinzips, das der aristokratischen Herrschsucht entgegen gestellt wird. Das Bürgerliche Trauerspiel als überwiegendes Formelement (beziehungsweise dessen Gegensatz Menschlichkeit – Herrschsucht in den frühen Dramen bis Kabale und Liebe) spiegelt dies wider.

Nach der Periode zwischen 1785 und 1795 mit Werken wie Don Karlos und grundlegenden literaturtheoretischen Abhandlungen wie Über die ästhetische Erziehung des Menschen und Über naive und sentimentalische Dichtung entstehen zwischen 1795 und 1805 vor allem Dramen, die der Weimarer Klassik zuzuordnen sind. In ihnen setzte Schiller das Programm der ästhetischen Erziehung des Menschen um – Verstand und Gefühl zu verbinden. Er beabsichtigte, mit der Wirkung auf das Publikum durch den Wechsel von Idyllik und Dramatik den ästhetischen Menschen zu formen – als Voraussetzung für den gewaltfreien Übergang zu einem vernünftigen Staat und als Gegenprogramm zur Französischen Revolution wie auch zur zeitgenössischen Politik, in der er nur rohe Kräfte am Werk sah.

Schiller ist somit nicht nur Verfasser sprach- und bildkräftiger Dramen wie Die Räuber, Don Karlos, Die Jungfrau von Orleans oder Wilhelm Tell. Er brachte seiner deutschsprachigen Leserschaft auch in seinem, dem 18. Jahrhundert entwickelten die Vernunft-, Humanitäts- und Freiheitsideale näher. In Schillers eigenen Worten gesagt ist der „Bau einer wahren politischen Freiheit“ das „vollkommenste aller Kunstwerke“ (Über die ästhetische Erziehung des Menschen, Zweiter Brief).

Kant und Schiller

Um 1791 wurde in Schillers Werk der Eindruck und Einfluss der Kantischen Philosophie – vor allem der Ästhetik aus der Kritik der Urteilskraft – immer deutlicher. Nach Kant konnte eine Handlung, die auf Neigung beruht, nicht moralisch sein, da in diesem Fall die Bestimmungsgründe des Willens heteronom waren, mithin von äußerlichen Faktoren abhingen und nicht Ausdruck der Freiheit sein konnten. Bei einer freien Handlung bejaht das Subjekt das Moralgesetz des kategorischen Imperativs aus Einsicht unter Vermittlung des „vernunftgewirkten“ Gefühls der „Achtung vor dem Gesetz.“

Die Kantische Ethik wendet sich gegen den Eudämonismus, die Tugend als Quelle von Glücksgefühlen zu betrachten. Man handelt nicht moralisch, um sich gut zu fühlen, sondern im Bewusstsein der Freiheit (der autonomen Spontaneität) vor dem Sittengesetz spürt man – als Folge, nicht als Ziel – ein Gefühl der Befriedigung und Freude. Dieses Wohlgefallen der Tugend nannte Kant „Selbstzufriedenheit.“ Wenn der Mensch sich der moralischen Maximen bewusst ist und ihnen – ohne Neigung – folgt, spürt er den „Quell einer […] damit verbundenen […] unveränderlichen Zufriedenheit.“ „Neigung ist blind und knechtisch, sie mag nun gutartig sein oder nicht.“ Selbst das Mitleid scheint Kant dabei „lästig“, wenn es der Überlegung, was Pflicht sei, vorhergeht.

Ethik und Ästhetik

In der Kritik der Urteilskraft erklärte Kant die Schönheit in ihrer Wirkung auf das Subjekt und unterschied zwei Formen des „Wohlgefallens“. Das Wohlgefallen war erstens „interesselos“, also nicht in der Vorstellung der Existenz des schönen Gegenstandes begründet und zweitens auf ein Wohlgefallen der inneren Zweckmäßigkeit des schönen Gegenstandes bezogen, ohne damit eine praktische Absicht – etwa im Gebrauch des Gegenstandes – zu verbinden.

Das freie Geschmacksurteil ist nach Kant eine schöpferische Leistung des Rezipienten. Körner machte Schiller 1791 darauf aufmerksam, dass Kant Schönheit nur von der Wirkung auf das Subjekt beschreibe, die Unterschiede schöner und hässlicher Objekte hingegen nicht untersuche. Fast zwei Jahre später begann Schiller seine Antworten auf diese Fragen zu formulieren. Als „Gehaltsästhet“ definierte er die Schönheit auch als Produkt des Geistes in Form des Kunstschönen. In einem Brief an Körner schrieb er 1792, den „objektiven Begriff des Schönen, an welchem Kant verzweifelt“, gefunden zu haben, schränkte diese Hoffnung später aber wieder ein.

Im ersten der Kallias-Briefe vom 25. Januar 1793 war für Schiller die Schwierigkeit, „einen Begriff der Schönheit objektiv aufzustellen und ihn aus der Natur der Vernunft völlig a priori zu legitimieren […] fast unübersehbar.“ Schönheit wohne „im Feld der Erscheinungen“, wo kein Raum sei für platonische Ideen. Schönheit sei eine Eigenschaft der Dinge, der Erkenntnisgegenstände, und ein „Ding ohne Eigenschaften“ sei unmöglich. Schiller formulierte hier auch seine berühmt gewordene Formel, Schönheit sei „Freiheit in der Erscheinung.“

In seiner philosophischen Abhandlung Über Anmut und Würde, der ersten großen Reaktion auf Kant, in der er seine Gedanken – wenn auch rhapsodisch, nicht systematisch-deduktiv, formulierte, schrieb Schiller: „In der Kantischen Moralphilosophie ist die Idee der Pflicht mit einer Härte vorgetragen, die alle Grazien davon zurückschreckt und einen schwachen Verstand leicht versuchen könnte, auf dem Wege einer finstern und mönchischen Asketik die moralische Vollkommenheit zu suchen. Wie sehr sich auch der große Weltweise gegen diese Mißdeutung zu verwahren suchte, […] so hat er, […] doch selbst durch die strenge und grelle Entgegensetzung beider auf den Willen des Menschen wirkenden Prinzipien einen starken (obgleich bei seiner Absicht vielleicht kaum zu vermeidenden) Anlass dazu gegeben.“

Im Gegensatz zu Kant vertrat er das Ideal einer Moralität, das Neigung und Pflicht zu verbinden suchte. Diese Möglichkeit sah er im Bereich des Ästhetischen. Durch die Kunst sollten sich die geistigen und sinnlichen Kräfte harmonisch ausbilden. Die Ästhetik sei der Weg, über den der sinnliche Mensch vernünftig gemacht werde.

„In einer schönen Seele ist es also, wo Sinnlichkeit und Vernunft, Pflicht und Neigung harmonisieren, und Grazie ist ihr Ausdruck in der Erscheinung.“

Freiheit im Kantischen Sinne bedeutet für das Subjekt, frei von Fremdbestimmungen und sein eigener Gesetzgeber zu sein. Diese Selbstbestimmung nun erscheint für Schiller in der Autonomie des Kunstwerkes. In seiner Harmonie scheint es keinem äußeren Zweck, sondern nur seinen eigenen, inneren Gesetzen zu folgen. Während Kant das Schöne aus der Perspektive des betrachtenden Menschen bestimmt, konzentriert sich Schiller auch auf das Wesen des schönen Kunstgegenstandes. Schiller wollte einen Schönheitsbegriff etablieren, der Natur und Vernunft, Sinnenwelt und moralische Welt vermittelte.[17] Schönheit sei ohne sinnliche Erscheinung unmöglich, das sinnliche Material – die Kunst – war aber nur dann schön, wenn es der Idee der Vernunft entsprach. Die Schönheit war daher als die „Bürgerin zweier Welten anzusehen, deren einer sie durch Geburt, der anderen durch Adoption angehört; sie empfängt ihre Existenz von der sinnlichen Natur, und erlangt in der Vernunftwelt das Bürgerrecht.“

Um das Verhältnis zwischen Kant und Schiller zu verdeutlichen, wurde vielfach auf das berühmte Distichon „Gewissensskrupel“ verwiesen: „Gerne dien ich den Freunden, doch tu ich es leider mit Neigung/ Und so wurmt es mir oft, dass ich nicht tugendhaft bin.“ Schiller betrachtete Kant hingegen nicht als Gegner, sondern Bundesgenossen und wies selbst auf „Missverständnisse“ der Lehren Kants hin. Vor allem das Zusammenspiel von rationalen und sinnlichen Elementen bewertete Schiller anders als Kant. Während Kant darin lediglich eine unter vielen Pflichten sah, schien es Schiller als wesentlich für die Tugend. Das Distichon spiegelt also Schillers Meinung über Kants Ethik nicht ernsthaft wider.[20]

Rezeption

Schillers Werke wurden nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern begeistert aufgenommen, so beispielsweise im noch ungeeinten, unterdrückten Italien (vgl. Giuseppe Verdi) sowie auch im zaristischen Russland. Den einen galt Schiller als Dichter der Freiheit, anderen als Verteidiger bürgerlicher Gesittung. Die sprachgewaltige Eingängigkeit seiner Verse und seine pointensicheren Bühnendialoge sorgte dafür, dass sehr zahlreiche davon zu geflügelten Worten wurden. 1859 wurde sein 100. Geburtstag in ganz Europa und in den USA gefeiert. Der Verleger Johann Friedrich Cotta verkaufte bis 1867 insgesamt 2,4 Millionen Exemplare der Werkausgabe. Das deutsche Bürgertum pflegte dann im 19. und auch im frühen 20. Jahrhundert einen sich mehr und mehr verdinglichenden Umgang mit Schillers Werken. Man lernte Schiller auch deswegen auswendig, weil die Schulreformer des 19. Jahrhunderts ihn in die Lesebücher gebracht hatten, und benutzte ihn mehr und mehr als Eisernen Vorrat des „Kulturellen Kapitals“, um sich im Kampf um den sozialen Aufstieg einen komparativen Vorteil zu verschaffen – weniger, um ihn als Künstler und Denker zur Kenntnis zu nehmen (vgl. Halbbildung). Sehr geschätzt wurde er als Freiheitsdichter in der deutschen Arbeiterbewegung und in den Arbeiterbildungsvereinen.

Die Nationalsozialisten versuchten nach ihrer Machtübernahme zunächst, Schiller als in ihrem Sinne „deutschen Dichter“ für sich zu vereinnahmen. 1941 wurde jedoch die Aufführung des Wilhelm Tell auf Befehl Hitlers verboten; auch Don Karlos wurde nicht mehr aufgeführt. Goethe- und Schiller-Denkmal (1857) von Ernst Rietschel in Weimar, Kranzniederlegung zum 200. Geburtstag Schillers 1959 (links: Kranz von Wilhelm Pieck)

In der DDR bemühte man sich um die ideologische Integration Schillers. In der DDR galt er als „fortschrittlicher Bürgerlicher“, der so den Kommunismus mit vorbereitet habe. Anlässlich seines 200. Geburtstages wurden 1959 aufwändige Feiern veranstaltet. Nicht das ganze Schillersche Œuvre erfreute sich allerdings der Wertschätzung des Regimes. Auch hier wurde das allzu freiheitliche Theaterstück Don Karlos („Sire, Geben Sie Gedankenfreiheit“) in der Spätphase nicht mehr aufgeführt.

Die Rede Versuch über Schiller – Zum 150. Todestag des Dichters, die Thomas Mann kurz vor seinem Tod im Mai 1955 in beiden Teilen des geteilten Deutschlands hielt, war eine ‚Liebeserklärung‘ an Schiller und zugleich ein Appell an die Deutschen, die aus den letzten beiden Kriegen scheinbar nichts gelernt hatten. In Weimar hielt auch der Kulturminister der DDR Johannes R. Becher eine Rede anlässlich des 150. Todestages. Im Schillerjahr 2005 wurde dann aber deutlich, dass sein Werk auch in der wiedervereinigten deutschen Republik eher kalendarisch als mit begeistertem Zuspruch gewürdigt wurde. Die schillerbezogene Literaturwissenschaft nahm zwar neuen Aufschwung, doch die Massenmedien handelten den Gedenktag in der Hauptsache biografisch ab. In öffentlichen Veranstaltungen zeitigten seine Texte allerdings durchaus noch Wirkung. Travestien oder aktualisierende Bearbeitungen dagegen taten sich schwerer. Die Originale waren nicht mehr bekannt genug. Der Typus des Bildungsbürgers, der mit Schillers Werken vertraut ist, kann bei Theaterpublikum und Leserschaft heute nicht mehr vorausgesetzt werden.

Das ist literatursoziologisch interessant. Eugen Rosenstock-Huessy hat darauf hingewiesen, dass im Zuge des sozialen Wandels nach etwa 130 Jahren ganze Kulturbestände aus dem Gedächtnis der neuen Generationen verschwinden können. Angesichts dessen sind heute [2007] Schillers Texte immerhin einem Teil der deutschen Bildungseliten bemerkenswert nahe – näher jedenfalls als es Schillers Zeitgenossen die damals ebenso weit zurückliegende, aber fast vergessene deutsche Barockliteratur vor und aus dem Dreißigjährigen Krieg gewesen war.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schiller